Marie von der Heydts Vision für Berlin 2030: „Mein Rat an junge Künstlerinnen und Künstler: Bildet Banden!“
Berlin war immer ein einzigartiger Ort der Popkultur, an dem Neues, Wildes, Eigenes entstanden ist. Von David Bowie und den Hansa Studios über die Hausbesetzerszene, Ton Steine Scherben, Nina Hagen und die Einstürzenden Neubauten, Hildegard Knef oder Rosenstolz, Tresor, Techno und der Loveparade bis zu Aggro Berlin und Royal Bunker. Ob Ost oder West: Berlin hat Popkultur ständig neu gedacht – angetrieben von Künstlerinnen und Künstlern und getragen von kleinen Venues, Studios, Labels und kreativen Communitys.
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Heute ist die Berliner Popkulturszene international bekannt – und sie steht unter großem Druck. Wachsende Haushaltskürzungen und eine zunehmend angespannte finanzielle Lage stellen sie vor enorme Herausforderungen. In was für einer Stadt wollen wir in Zukunft leben? Und was braucht es, damit Berlin auch in den kommenden Jahren ein kreatives Zentrum bleibt, das sowohl lokale Talente als auch internationale Artists anzieht?

Marie von der Heydt ist Geschäftsführerin des Musicboards Berlin, einer Fördereinrichtung für Popmusik
2030 stelle ich mir ein Berlin vor, das seine kulturelle Vielfalt nicht nur bewahrt, sondern durch die richtigen Rahmenbedingungen aktiv fördert. Ein Berlin, in dem nachhaltige Förderung, bezahlbare Arbeits- und Wohnräume und faire Gagen selbstverständlich sind. Ein Berlin, das erkannt hat, dass Popkultur nicht nur Unterhaltung ist, sondern eine gesellschaftliche Kraft, die Identität stiftet, Innovationen antreibt und Räume für Diversität schafft. Sie ist der Grund, warum Menschen aus der ganzen Welt nach Berlin kommen. Damit das so bleibt, muss die Popkultur – und insgesamt die Kultur – bei einer Vision für Berlin 2030 grundsätzlich mitgedacht werden.
Es wird oft erwartet, dass Popkultur sich selbst finanziert. Dass sie keine Förderung braucht, weil sie kommerziell funktioniert und der Erfolg ganz automatisch passiert. Dabei entsteht Popkultur genau dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wenn es bezahlbare Räume und eine lebendige Infrastruktur von Veranstaltenden, Unternehmen und Netzwerken gibt und gezielte Förderungen. Ohne diese Grundlagen bleibt das kreative Potenzial der Stadt unausgeschöpft und: Es wandert woanders hin. Es braucht Strukturen, die Popkultur ermöglichen.
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Entspannen Sie sich – und lassen Sie sich inspirieren: von exklusiven Reportagen, tiefgründigen Analysen und besonderen Kulinarik- und Reisetipps.
Gerade der Nachwuchs benötigt Unterstützung, um sich zu professionalisieren. Und er braucht geeignete Spielstätten, Proberäume, kleine Agenturen und Labels. Nur so kann die wachsende Kluft zu den globalen Playern verringert werden und die Popmusikszene unserer Stadt ihre Vielfalt und Kreativität bewahren – und damit einen zentralen Bestandteil ihrer kulturellen Identität.
Was es dringend braucht
Wir müssen uns jetzt aktiv dafür einsetzen, dass Berlin auch in Zukunft eine Stadt ist, die für eine vielfältige Popkultur steht. Das gelingt nur, wenn verschiedene Dinge zusammenkommen: Freiräume, Förderung und Professionalisierung.
Mit dem Musicboard arbeiten wir daran, nachhaltige Förderstrukturen auszubauen und sichtbar zu machen, dass Popkultur ein zentraler Teil der Stadtgesellschaft ist. Wir brauchen Orte, an denen Künstler*innen sich ausprobieren können, auch abseits der Marktlogik: Kleine Clubs, Livemusikspielstätten und Festivals wie CTM oder XJAZZ.
Serie „Berlin 2030“
In unserer Serie „Berlin 2030“ wollen wir konstruktive Lösungen für die Herausforderungen der Hauptstadt finden und dabei helfen, positiv in die Zukunft zu schauen. Dafür sprechen wir mit Vordenkerinnen und Visionären, mit Wirtschaftsvertretern, mit Kulturschaffenden, mit Stadtplanern, mit Wissenschaftlerinnen und Politikern.
In Gastbeiträgen fragen wir sie nach ihrer Vision für Berlin. Wie soll Berlin im Jahr 2030 aussehen? Welche Ideen haben sie für die Zukunft unserer Stadt? Und welche Weichen müssen dafür jetzt gestellt werden?
Die Beiträge der Serie stammen unter anderem von Kai Wegner, Renate Künast, Sigrid Nikutta, Ulrike Demmer, Tim Raue, Mo Asumang und Christian Schertz. Alle bisher erschienen Beiträge finden Sie hier.
Sie haben auch eine Idee? Schicken Sie uns Ihre Vorschläge an: checkpoint@tagesspiegel.de.
Beim Pop-Kultur Festival, das das Musicboard jedes Jahr im August veranstaltet, treffen internationale und etablierte Künstlerinnen auf neue Talente aus Berlin. Es bietet eine Plattform für mutige Line-Ups, ein inklusives und vielfältiges Programm und kreative Experimente – Freiräume eben.
Popförderung muss breiten Zugang ermöglichen. Diversität darf kein Schlagwort sein, sondern muss im Zentrum stehen. Dazu gehört auch die gezielte Unterstützung bei der Professionalisierung. Auch beim Pop-Kultur Festival setzen wir mit dem Weiterbildungsprogramm Pop-Kultur Nachwuchs gezielt auf Qualifizierung und Vernetzung junger Künstlerinnen und Künstler.
Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und kreativer Szene
Außerdem brauchen wir dringend eine engere Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und der kreativen Szene. Mit unseren Partner*innen wie der Berlin Music Commission oder der Clubcommission bauen wir bereits an einer Infrastruktur, die Austausch, Kooperation und gemeinsames Wachstum ermöglicht.
Berlin 2030? Eine Stadt, in der vielfältige Popkultur lebt, lokale wie internationale Perspektiven sichtbar sind – und wo die nächste Generation von Musikerinnen ihre Visionen verwirklichen kann. Mein Rat für junge Künstler*innen heute: Bildet Banden! Schließt euch Netzwerken an, teilt Wissen und Ressourcen und nutzt die bestehenden Plattformen. Berlin bietet unendlich viele Möglichkeiten – man muss sie sich erobern und das am besten gemeinsam.