»Mein Dinner mit Adolf« – Larry David macht sich über Trump-Treffen lustig
Dass selbst ideologisch weit rechts stehende Politiker im persönlichen Gespräch »ganz nett« sein können, ist nicht gerade eine neue Erkenntnis. Und trotzdem: Immer wieder und immer noch stellen ansonsten kluge Menschen erstaunt fest, dass auch autoritäre Herrscher zu Witz und Komplimenten fähig sind, wenn man sie abseits der Kameras trifft – etwa beim Candle-Light-Dinner.
Jüngstes Opfer dieses Missverständnisses: der US-Comedian Bill Maher, 69, eigentlich ein glühender Trump-Hasser und Kritiker der Republikanischen Partei. Doch nachdem er Ende März beim Präsidenten zum Abendessen eingeladen war, kehrte er geläutert zurück: »Wohlwollend« sei Trump gewesen, sagte Maher in seiner Show »Real Time«, viel reflektierter als erwartet. »Alles, was ich jemals an ihm nicht mochte, war – ich schwöre bei Gott – abwesend.« Ein Kritiker, spontan bekehrt.
Der »private Hitler«
Mahers »MAGA«-Konversion überraschte nicht nur sein Publikum, sondern auch seinen Kollegen Larry David, 77, Comedylegende und Erfinder der Serien »Seinfeld« und »Curb Your Enthusiasm«. Seine Antwort goss er in einen satirischen Essay, veröffentlicht am Montag in der »New York Times« . Der Titel: »My Dinner with Adolf«.
Darin schreibt ein Ich-Erzähler, wie er als einst lautstarker Kritiker im Jahr 1939 plötzlich vom Führer zum Abendessen eingeladen wird. Er geht hin, natürlich, weil »er zu dem Schluss gekommen ist, dass Hass uns nicht weiterbringt«. Im Laufe des Abendessens ist der Erzähler schließlich hingerissen vom Charisma Hitlers, von diesem »privaten Hitler«, der so authentisch sei und neugierig und humorvoll. Am Ende verabschiedet er sich mit Hitlergruß und einer maherschen Erkenntnis: »Auch wenn wir in vielen Fragen unterschiedlicher Meinung sind, heißt das nicht, dass wir uns hassen müssen.«
Davids Text ist eine Provokation, aber nicht seine erste Trump-Parodie für die »New York Times«. 2019 schrieb er ein fiktives, nächtliches Gespräch zwischen dem Präsidenten und Ehefrau Melania auf, drei Jahre zuvor erfand er ein Transkript von einem Treffen des Trump-Umfelds mit russischen Agenten.
Ob Maher über die ihm gewidmete Version des Trump-Essays lachen kann? Bisher hat er nicht öffentlich auf Larry Davids Text reagiert. Aber manche Gespräche führt man vielleicht auch besser bei einem Abendessen.