Werden Tennisprofis ausgebeutet?: Die Klage der Spielergewerkschaft wegen zu niedriger Preisgelder ist absurd
Aryna Sabalenka hat in diesem Jahr bisher mehr als drei Millionen US-Dollar an Preisgeldern verdient. In ihrer gesamten Tenniskarriere mit bisher drei Grand-Slam-Titeln sind es über 33 Millionen.
Eine stolze Summe, aber nach Ansicht der Weißrussin müsste die eigentlich deutlich höher sein. „Ich denke, wir alle, die Spitzenspieler, alle Spieler, wir bringen die Show. Ich denke, wir verdienen es, ein bisschen mehr bezahlt zu werden“, sagte die Weltranglistenerste in der vergangenen Woche beim Turnier in Stuttgart.
Jule Niemeier kommt 2025 bisher auf rund 200.000 US-Dollar an Prämien. Die Dortmunderin hat nach rund vier Monaten der Saison fünf Matches auf der WTA-Tour gewonnen – bei zehn Niederlagen. Man kann ihre Einnahmen daher als durchaus angemessen ansehen. Trotzdem sei es, so Niemeier, für sie schwierig, „mit einem wirklichen Plus rauszugehen“. Schließlich brauche es auch ein professionelles Umfeld aus Trainer und Physiotherapeuten.

Jörg Leopold glaubt, dass Tennisprofis gut bezahlt werden und sich nicht beschweren dürfen – vor allem mit Blick auf andere Sportarten.
Dass es aktuell ausgerechnet im Tennis Diskussionen über zu niedrige Preisgelder gibt, ist zumindest verwunderlich und mit Blick auf andere Sportarten fast schon absurd. Tatsächlich hat die neu gegründete Spielergewerkschaft PTPA die Tennis-Touren von ATP und WTA verklagt. Ihr Generaldirektor Ahmad Nasser erklärte das mit den Worten: „Tennis ist kaputt.“ Die Profis seien in einem unfairen System gefangen, die Belastung zu hoch.
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Natürlich, die Tennissaison ist lang. Elf Monate reisen die Profis von Turnier zu Turnier in aller Welt. Dass Veranstalter und insbesondere die Grand Slams gute Profite einfahren, liegt natürlich an der Attraktivität des Produkts – und damit dem, was die Spieler bieten. In Sachen Unterhaltung ist das oft großer Sport.
Und sicherlich ließe sich auch darüber diskutieren, ob die Preisgelder gerecht verteilt werden. Wer wie Jule Niemeier in der Weltrangliste mit einem Platz in den Top 100 geführt wird, erhält deutlich weniger vom Kuchen. Andererseits sind 80.000 US-Dollar nur für das Erreichen des Hauptfeldes bei einem Grand-Slam-Turnier wie den Australian Open auch nicht wenig.
Im Endeffekt ist die aktuelle Diskussion samt Klage befremdlich und schadet dem Tennis mehr als die vermeintlich zu geringen Preisgelder. Die PTPA schießt über das Ziel hinaus und könnte mit ihrer überzogenen Kritik erst recht dafür sorgen, dass das Tennis wirklich kaputtgeht.
Mag sein, dass die Grand-Slam-Turniere hohe Gewinne erzielen. Für andere, kleinere Turniere gilt das aber nicht. Sicher ist die Belastung für die Profis hoch, vielleicht ließe sich hier ein Kompromiss finden. Es braucht nicht unbedingt auch noch ein verpflichtendes Masters-Event in Saudi-Arabien – andererseits dürften die Preisgelder dort exorbitant sein.