Sechsstelliger Betrag für Personaloffensive: Die AfD-Fraktion sucht nach Mitarbeitern
Ein Mitarbeiter in der Finanzabteilung, ein kirchenpolitischer Referent, jemand für die IT: Die AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag sucht gerade umfassend Personal. In Online-Netzwerken tauchen derzeit vermehrt Anzeigen auf. Ein eigenes Stellenportal listet viele unterschiedliche Zuständigkeiten auf. Was hat es damit auf sich?
AfD-Fraktionsvize Stefan Keuter ist fürs Personal zuständig und für die Kampagne verantwortlich. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel sagt er: „Wir haben einen sechsstelligen Betrag in die Hand genommen, um qualifiziertes Personal zu finden. Dabei geht es nicht um Quantität, sondern darum, dass manche Stellen schon länger nicht besetzt sind.“
Keuter fügte hinzu: „Im Verhältnis von Abgeordneten zu Fraktionsmitarbeitern liegen wir schon sehr gut. Derzeit sind es rund 200 Angestellte in der Fraktion. Manche sind nun in Abgeordnetenbüros gegangen, und in Bereichen wie Social-Media gibt es eine gewisse Fluktuation, die Mitarbeiter dort sind auch anderswo gefragt.“
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Wen sucht die AfD konkret?
Wen sucht die Partei konkret? Und wer meldet sich? Beispiel kirchenpolitischer Sprecher: Der soll sich in der Materie bestens auskennen und Konzepte erarbeiten, Sprechzettel schreiben und Tagungen organisieren. Voraussetzung: ein Hochschulstudium, fundierte Kenntnisse im Staatskirchenrecht sowie im staatlichen und kirchlichen Protokoll, theologische Kenntnisse, souveränes Auftreten und „grundsätzliche Zustimmung zu den Werten und Zielen der AfD-Bundestagsfraktion“.
Einen solchen Mitarbeiter zu finden, könnte zumindest herausfordernd werden: Beide großen christlichen Kirchen in Deutschland halten Christsein und AfD-Sympathie für schwerlich vereinbar.
Auf Instagram hat die Partei zudem ein Gesuch für einen „Content-Redakteur“ veröffentlicht. Vollzeit, ab sofort, „gleich welchen Geschlechts“. Stand Dienstag: 489 Likes und 48 Kommentare. Darunter: „Wird man in Rubel bezahlt?“, eine Diskussion darüber, ob mit dem Geschlecht auch divers gemeint sei („Gibt kein divers, gibt nur Mann und Frau du komischer Bot!“, schreibt ein Dennis) und einer will wissen, was man verdienen kann.
Aufgaben für den Redakteur laut Stellenanzeige unter anderem: Zielgruppenanalyse, Kampagnen, Optimierung von Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken.
Es ist nicht so, dass die Fraktion in Panik wäre.
Sprecher von AfD-Chefin Weidel
Im Büro von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel gibt man sich gelassen. Weidels Sprecher Daniel Tapp sagte im Gespräch mit dem Tagesspiegel: „Wir haben in der Fraktion einen soliden Stamm an Mitarbeitern. Es ist nicht so, dass die Fraktion in Panik wäre. Aber wir brauchen immer einen großen Pool an Leuten.“
Tapp begründete: „Mit Blick auf die kommenden Landtagswahlen kann es immer mal sein, dass Mitarbeiter wechseln. Derzeit suchen wir mehr Personal, als es Bewerbungen gibt. Deswegen haben wir eine neue Kampagne für die Bundestagsfraktion gestartet.“ Wichtig: Die Abgeordneten suchten ihre Mitarbeiter für die Büros selbst. „Aber natürlich können wir vermitteln, wenn sich jemand bewirbt und vielleicht besser in ein Abgeordnetenbüro passt“, sagte Tapp.
Abgeordnete sind versorgt
Bei den Bundestagsabgeordneten scheint der Bedarf allerdings überschaubar zu sein: „Ich hatte den Mitarbeitern von Abgeordnetenkollegen, die nicht dem 21. Bundestag angehören werden, angeboten, sie an neue MdB-Kollegen zu vermitteln“, sagte Keuter. „Vierzig bis fünfzig Mitarbeiter hatten sich bei mir gemeldet, die Interesse an der Arbeit im Abgeordnetenbüro haben. Allerdings haben die neuen Abgeordneten in der Regel schon ihre eigenen Leute mitgebracht. Da war der Bedarf gar nicht so groß.“
Ganz einfach ist das nicht. In der Fraktion heißt es, viele wollten sich ihren Ruf nicht durch einen AfD-Eintrag im Lebenslauf verderben.
Keuter ist mit dem bisherigen Rücklauf jedoch zufrieden: „Die Resonanz ist sehr positiv. Wir haben vor nicht einmal zwei Wochen mit den Anzeigen begonnen. Jetzt sichtet die Personalabteilung und die Fachabteilungen schauen über die Bewerbungen. Wir haben diesen Prozess mittlerweile sehr professionalisiert.“
Eine weitere Herausforderung: Die Fraktion will professioneller auftreten. Da passen krawallige Mitarbeiter, etwa solche mit langem Vorstrafenregister nicht zum Image. Auch unter den AfD-Abgeordneten sehen viele dieses Problem.
Keuter beschreibt den Prozess des Aussiebens so: „Es gibt einen Vorstandsbeschluss: Wer sich von uns im Streit getrennt hat, wird nicht wieder eingestellt. Wer zuvor straffällig geworden ist, fällt bei uns durchs Raster – spätestens bei der Sicherheitsüberprüfung der Bundespolizei fällt das auf.“